Mag Karl Ramsmaier |
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Kommentar zum Internet Projekt "Opferland" > Opferland KONFRONTATION - VERSCHMELZUNG - TRANSFORMATION "Zufällig" wurde der Steyrer Künstler Johannes Angerbauer im Jahr 2000 mit der NS-Propagandaschrift "Wie die Ostmark ihre Befreiung erlebte" konfrontiert. Ziel dieser Schrift war es, bei Kindern und Jugendlichen einen Heldenmythos des 'Führers' aufzubauen und zu verstärken. Herkunft, Werden und militärischer Erfolg Hitlers wurden im Text genau beschrieben. Neben der Beschreibung konnten die Kinder kleine Bildchen, die einen Teil der Lebensgeschichte Hitlers darstellten, in die als Sammelkatalog gestaltete Schrift einfügen. |
In Zigarettenschachteln waren diese Bildchen beigefügt, den Katalog konnte man billig in Trafiken erwerben. Dadurch sollte eine Massenverbreitung erreicht werden und schon Kinder mit dem Sammeln von kleinen Hitlerbildchen beschäftigt werden. Ziel jedes Kindes war es natürlich, den Katalog durch Tauschen möglichst rasch voll zu bekommen. Mit diesem Propagandabuch, das geschickt die Sammelleidenschaft der Kinder ausnützte, kam eine bebilderte Hitlerbiografie in die Familien. Solche Kataloge gab es damals auch mit Filmschauspielern. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dieses Instrument oft bei Fussballweltmeisterschaften eingesetzt, wo die Kinder Bilder der Fussballer verschiedener Nationen sammeln konnten. |
1. KONFRONTATION |
Angerbauer konfrontiert den
Heldenmythos dieser Schrift mit der Realität der Opfer. Er zeigt damit, wozu der Glaube
an den 'Führer' geführt hat, zu Bergen von Leichen und oft blieb von den Menschen nur
mehr ihre Schuhe und Koffer übrig. Dieser Heldenmythos wird bewusst in den Zusammenhang
mit den Konzentrationslagern gebracht, wo der einzelne Mensch nicht mehr zählte, der
Einzelne nur mehr eine Nummer war. Einerseits wird in der Propagandaschrift ein Mensch als
Held aufgebaut, der sich aber andererseits als der grösste Verbrecher der Geschichte
herausstellte. Das Bild des Führers auf dem Titelbild, wird mit dem Bild einer nackten,
hilflosen Frau in einem Konzentrationslager konfrontiert. |
2. VERSCHMELZUNG |
Die Bilder der Propagandaschrift werden auf elektronischem Wege mit den Bildern der Opfer verschmolzen. Das eine, die Propaganda, kann nicht mehr ohne das andere, die Folgen der Propaganda und Ideologie, gedacht werden. Damit wird gezeigt, welche Folgen dieser Heldenmythos für viele Menschen gehabt hat. Mit dieser Verschmelzung werden teilweise die alten Bilder und der Propagandatext, unkenntlich, unleserlich, jedenfalls entscheidend verändert. Dadurch wird die Propaganda als Propaganda entlarvt und kann in Form von Propaganda nicht mehr wirksam sein. |
3. TRANSFORMATION |
Mit der Verschmelzung der Bilder und des Textes wurde die ursprüngliche Propagandaschrift
in eine neue Wirklichkeit transformiert. |
Steyr, 08. April 2001 |
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Informationen zu Mag. Ramsmaier unter www.mkoe-steyr.net |
Projektseite Opferland |
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