1993  Künstlerhaus Wien - Hausgalerie

Rauminstallation/Environment in der Hausgalerie des Wiener Künstlerhauses


Material:

3-Schicht Holzplatten, S/W Fotografien, 23kt Dukaten Doppelgold (Wasserlösliche Vergoldung), antike Böhler Stahlwerk Stempeluhr, Einladungs Stempelkarten, weisse Baumwoll Handschuhe mit Erdspuren, Pforzheimer Goldhumus, Kölner Glanz Gold Grund, antike Bilderrahmen mit Antikglas, Klebenummern, Salz, Wasser, Erde, Sand, antiker geschmiedeter Nagel, S/W Negativ Streifen


Anm.: Gold, Mensch, Zeit und Raum waren die Konzeptinhalte. Die Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille und der Urkunde für besondere Künstlerische Leistung kam völlig unerwartet.


Seit 1984 Künstlerhaus Mitglied.

Seit 2023 Mitglieder Homepage Seite:

 https://mitglieder.k-haus.at/mitglied/johannes-goldhoff

KONZEPT/Doku:


Environment Künstlerhaus


Ein goldener Weg, welcher in voller Durchgangsbreite den 1. Raum durchmißt und bis zu den beiden geöffneten Türen des zweiten Raums reicht (187x400cm). In gleicher Breite schließt direkt an das Gold ein geradliniger T-förmiger Weg aus schwarzer Erde (Pforzheimer Goldhumus) an, welcher an der Stirnwand des 2. und 3. Raumes endet.


Der Boden beiderseits des Weges ist in allen drei Räumen mit schwarzen LKW Planen ausgelegt.

 

Die seitliche Begrenzung des Weges bilden auf der linken und rechten Seite eine schwarze Leiste auf welcher sich weiße Zahlen befinden, die bestimmte Punkte bzw. Ereignisse markieren. Meßeinheit ist die Lichtsekunde: 0,000000003335640952 m/sec

 

Weiße Wände - schwarzer Boden - goldener Weg - erdiger Weg - Weiße Zeit/Licht Skala...

Am Ende des erdigen Weges in Raum 2 befindet sich an der Wand eine ca. 60 Jahre alte Stechuhr (Inventar Nummer: 13). Diese Uhr stammt aus einem Böhler Stahlwerk. In ihr offenbart sich zur Materie gewordene, bezahlte Zeit. Das monotone Ticken, welches durch ein lautes Geräusch zu jeder Minute und ein noch lauteres zu jeder Stunde unterbrochen wird, vermittelt mechanische Kontrolle.


Im Einsteckschlitz für die Stempelkarte manifestiert sich die Energie millionenfacher Emotionen kontrollierter Zeit.


Anm.: Die Stechuhr blieb 3 Tage vor der Vernissage, am 6. Juni 1993, stehen und war bis 2017 ausser Funktion. Das Ticken der Zeit wurde verhindert. (Der 6. Juni ist der Todestag von Yves Klein. Ein Foto seiner Kunstaktion vor der Notre Dame an der Seine war konzeptueller Teil der Bildinhalte, siehe Detailfotos weiter unten)

Die Ausstellungs Einladung wurde in Form von Stempelkarten mit fortlaufender Nummerierung gestaltet. Jede Einladung ist dadurch ein Unikat.

 

Die Einladungs Stempel Karten stellen eine imaginäre Verbindung vom Besucher zur Rauminstallation her

 

Eine Zeit/Licht Skala begleitet den Weg und die Zeit/Materie Karte begleitet den Menschen.


Hier als Beispiel die Einladung Nummer "1.793" - avers und revers:


An der rechten Wand des 2. Raums ist ein Bündel weißer Baumwollhandschuhe mit einem antiken, rostigen Nagel an die Wand genagelt. Die Finger und Handflächen der weißen Handschuhe tragen verschiedenste erdige Farbtönen. Es sind dies sieben Handschuhpaare mit Erdspuren aus den seit 1989 stattfinden Transformator Handlungen der Rückgabe des Goldes an die Erde. Seit 1990 wird an jedem Freitag, den 27sten eine Handlung realisiert.

Am Ende des erdigen T-Wegs in Raum 3 befinden sich an der Wand zwei Objekte mit einem Motiv aus Vergoldergrund.


Linkes Objekt: KGGG Poliment, Sorte B (warmer Glanz)

Rechtes Objekt: KGGG Poliment, Sorte S (kalter Glanz, bzw. Versilberung)


Zwischen den beiden Objekten, an der Wand, das 3. KGGG Poliment, Sorte L

(Diese Sorte wird für Vertiefungen, z.B. Faltenwurf Vergoldung bei Heiligenfiguren, verwendet)


Alle drei zeigen das gleiche Motiv im Format von 33x270mm. Dieses Motiv ist der Stempelkarten "Zeitschlitz" der Stahlwerk
Stempeluhr aus der Vogelperspektive. Ein vertikal aufgerichteter vertiefender Zeitschlitz an der Wand der Künstlerhaus Hausgalerie...

Das Poliment täuscht den Rezipienten. Es ist nicht Farbe, bzw. ist es eine Farbe die nicht für die Sichtbarkeit bestimmt ist.

 

Poliment erfüllt seinen Zweck als Grundlage zur Vergoldung. Durch das Weglassen des Blattgoldes entstehen zweckentfremdete Flächen. Der Vergoldungsprozess findet in der Phantasie des Rezipienten statt. Ein Goldener Spiegel der Phantasie...

 

Stechuhrschlitze - Polimentschlitze - Sehschlitze - Zeitschlitze - Vertiefungsschlitze...


Antike Bilderrahmen mit Antikglas, rostigen Nägeln und wurmstichigem Holz, von der Senke gerettet. Format: 44,5x53,5cm

Die Signatur befindet sich auf der Rückseite und ist auf das konzeptuelle Medium KGGG reduziert:

Das Ende des Weges reflektiert den Anfang.


Auf dem Rückweg wird der Rezipient ein zweites Mal vor der Goldschwelle stehen. Er sieht beiderseits der offenen Türen die Legenden mit den 60 Bildinhalten unter dem Gold der Eingangsschwelle hängen. Neben der Bildinhaltslegende befindet sich, quasi als Beweis, ein S/W Foto Negativstreifen - von Unten kommend partiell blattvergoldet...


Die Bildinhalte beziehen sich in komplexer Weise auf zeitlich verbundene Zusammenhängen von Gold in menschlicher, künstlerischer, religiöser, materieller, transzendenter Hinsicht.


Doch: Gold kann blenden...


Die Bildinhalt Beschreibung erweckte die Lust auf Sichtbares. Auf visuelles Erleben unter/hinter dem Gold...


Da die Besucher*innen Frequenz der Ausstellung offensichtlich sehr gering war, sich der Gold Erosionsprozess / Die Rückkehr des Goldes zur Erde nur in marginaler Dimension vollzog, kamen bis kurz vor Ausstellungsende, am 4. Juli 1993, keine Bildinhalte zum Vorschein.


Als ich zwecks (VHS) Video Dokumentation kurz vor Ausstellungsende die Rauminstallation besuchte, musste ich einen überraschend massiven und kurzfristigen Rückkehrprozess des Goldes feststellen.

Die Künstlerhaus Raumpflegerin wurde zur Goldwäscherin... Danke!


Damit wurde die goldene Blendung beseitigt und die tiefere Wahrheit kam ans Licht.


Als "wahre" Bildinhalte dienten in konzeptuell reduzierter Weise Anfangs drei Motive die zuletzt visuell dominierend auf ein Motiv reduziert wurden: Die Füsse eines Goldminenarbeiters (Garimpero) in der Brasilianischen Goldmine Serra Pelada. Der mittlere Streifen blieb schwarz und reflektierte auf die schwarze Erde des Pforzheimer Goldhumus.


Die 12 Bildinhalt Ebenen zeigen auf 10 Ebenen das Fußpaar eines Garimperos. Die Ebenen 11 und 12 sind den Staubkarawanen der Goldminenarbeiter visuell gewidmet.


Detail des Bodengold Relikts:


Das Unterste der vier Bodengold Segmente (187x100cm).

Man erkennt die kreisrunde Signatur der Gold/Raum-Pflegerin, bzw. der Goldwäscherin.

Ein/Blick: Erstmalige Aufrichtung des Künstlerhaus Reliktes in der  Galerie Pohlhammer Vereinsdruckerei, Steyr als Teil eines weiteren Environments. Im Vordergrund eine ausgediente Schul Turnmatte der St. Anna Schule in Steyr. Kunst und deren Rezeption als geistige und emotionale Turnübung...

Die Affichierung der S/W Fotos fand auf ungeschliffenen/rohen 3-Schicht Holzplatten statt. Wenn sich ein Holzspan durch das Foto stach erfolgte vor der Blattvergoldung die Wundversorgung mit Hansaplast.

Die Relikte dieses Environments haben meiner Ansicht nach museale Dimension...

Wie auch das zweite Bodengold Relikt auf der nächsten Seite...


Bei einer (musealen) Installation ist das Werk 5-teilig


  1.  Bodengold Relikt
  2. Stahlwerk Stechuhr
  3. Zwei Poliment Zeitschlitze (Dritter an der Wand)
  4. Baumwolle Handschuhe Bündel mit antikem Nagel
  5. Die Bildinhalt Legende
  6. (Eventuell Goldmedaille...)

2022 - Präsentation des ersten Bodengold Relikts bei der Gruppenausstellung "BIG - Das große Format" im Schloss Aschach (Aschach an der Donau). Vom 2.7. - 30.9.2022, verlängert bis Okt/Nov 2022

Künstlerhaus  Bodengold Relikt - Ausstellung BIG Schloss Schach

Bei Interesse siehe KONTAKT

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